Forumsthema dieses Jahr: Nachhaltige Wertschöpfungsketten
Wie in vielen anderen Branchen gewinnt Nachhaltigkeit auch im Gartenbau zunehmend an Bedeutung, als leitendes Prinzip bei der Produktion und innerhalb der Wertschöpfungsketten. Deshalb widmete sich das 6. Weihenstephaner Hochschulforum Gartenbau Anfang Juli am Campus Weihenstephan der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) diesem Thema. Unter der fachlichen Leitung von Prof. Dr. Klaus Menrad, HSWT, befassten sich die Referentinnen und Referenten damit sowohl aus der Perspektive der aktuellen interdisziplinären Forschung an der HSWT als auch aus Unternehmenssicht.
Nachhaltigkeit aus Unternehmenssicht – externe Expertinnen und Experten berichteten
Die REWE Group setze auf Transparenz sowie Zertifikate wie
„Fairtrade“ und „PROPLANET“, sagte Einkäufer Jan Neumann in seinem
Vortrag zum Thema „Nachhaltigkeit bei Zierpflanzen“. Seit 2015 gibt es
beispielsweise Weihnachtssterne mit „PROPLANET“-Siegel zu kaufen.
Marktforschung
in grünen Branchen betreibt die GreenSurvey GmbH. Geschäftsführer Dr.
Paul Lampert betonte in seinem Beitrag zum Thema „CO2-Bilanzierung von
Zierpflanzen“, dass der größte Emissionstreiber fossile Heizenergie sei.
Die Klimabelastung bei regenerativer Wärme sei dagegen insgesamt
moderat.
Die Nachhaltigkeitsstrategie der Landgard eG stellte Dr. Svea Pacyna-Schürheck vor. Sie basiert auf vier Säulen: Grüne Produkte, Klima, Energie und Umwelt, Mitarbeiter und Gesellschaft. Seit dem vergangenen Jahr kennzeichnet ein Nachhaltigkeitssiegel zertifizierte nachhaltige Produkte der Erzeugergenossenschaft. Jedoch wies die Referentin darauf hin, dass Theorie und Praxis oftmals weit auseinanderliegen. Konsumenten befassten sich zwar zunehmend mit dem Thema Nachhaltigkeit, trotzdem lande aber noch viel zu oft das billigere statt des fair gehandelten Produkts im Einkaufswagen: „Die Moral endet am Regal.“
Nachhaltigkeit aus wissenschaftlicher Perspektive
Vier Doktorandinnen und Doktoranden des Graduiertenkollegs „Nachhaltige Wertschöpfungsketten bei Zierpflanzen“ beleuchteten bei der Vorstellung ihrer Promotionsprojekte die Problematik aus wissenschaftlicher Perspektive. Nirit Havardi-Burger analysiert in ihrer Arbeit Nachhaltigkeitskriterien für die Wertschöpfungskette blühender Topfpflanzen für den deutschen Absatzmarkt. Sie zog folgendes Fazit: Vermehrungsmaterial, also Saatgut und Stecklinge, wird weltweit produziert, Jungpflanzen sowie Fertigware in Europa. Die Wertschöpfungskette ist fraNachhaltige Wertschöpfungsketten: Austausch auf dem 6. Hochschulforum Gartenbaugmentiert und damit die Koordination zwischen den Akteuren wichtig. Zudem bestätigte die Doktorandin, dass die Macht des Handels gegenüber den Produzenten hoch ist.
Daniel Berki-Kiss resümierte in seinem Vortrag, dass für Käufer von
Zierpflanzen vorwiegend soziale Nachhaltigkeitsaspekte wie faire
Arbeitsbedingungen und der Verzicht auf Kinderarbeit zählten. Was
ökologische Werte angeht, seien ihnen Ressourcenschonung und
Plastikeinsparung wichtig.
Bei den Produktionsbedingungen setzte der
Beitrag von Daniel Hauck an. Der Doktorand beschäftigte sich mit der
Frage, ob Sekundärphosphate als innovative Phosphat-Dünger (P-Dünger)
dienen können. Auf Basis seiner Forschungen kam er zu dem Schluss, dass
Fällungsprodukte meist eine vergleichbare Düngewirkung wie
wasserlösliche P-Dünger haben, thermisch behandelte Produkte auf
Klärschlammbasis oft eine deutlich verminderte Wirkung und
thermochemisch aufgeschlossene Produkte eine sehr variable
P-Düngewirkung.
Laura Stratopoulos beschäftigte sich mit dem städtebaulichen Thema, welche Konsequenzen eine angepasste Arten- und Sortenwahl für die Kühlleistung von Straßenbäumen hat. Sie identifizierte Blattflächendichte und Kronendimension als die bedeutendsten Einflussparameter für die Kühlleistung.