Hochschulforum Gartenbau 2023 eCommerce – was bleibt vom Corona-Hype?

Ende Juni lud die Fakultät Gartenbau und Lebensmitteltechnologie zum mittlerweile 8. Weihenstephaner Hochschulforum Gartenbau ein. Die Veranstaltung verbindet wissenschaftlichen Austausch, Festlichkeit und den weiteren Ausbau des Alumni-Netzwerkes. Integriert in das Tagesprogramm war auch in diesem Jahr die Verleihung des Ehrenpreises des Verbandes Weihenstephaner Ingenieure im Bereich des Gartenbaus.

Unter der fachlichen Leitung von Prof. Dr. Thomas Hannus stellte sich das diesjährige Forum der Herausforderung, den eCommerce im Gartenbau aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten und einen Ausblick in die Zukunft zu wagen. Einleitend beleuchtete Prof. Dr. Thomas Hannus, welche Bedeutung Innovationen haben und welche Voraussetzungen nötig sind, damit Innovationen angenommen werden.

In ihrem Vortrag „Gartenbau goes Digital: Wie Startups mit innovativen Geschäftsmodellen und digitalen Services neue Zielgruppen im „grünen“ Handel gewinnen“ gingen Christian Behrens und Andreas Zitzmann von der Plantura GmbH darauf ein, wie wichtig eine Fokussierung auf Kundenbedürfnisse ist. Nicht das Produkt darf im Zentrum stehen, sondern die Befriedigung von Kundenbedürfnissen. Denn online hat der Kunde die Informationshoheit und kann auch sehr schnell wieder abwandern. Zusatz-Services lautet daher das Credo der Zukunft.

„Gartenfräulein“ Silvia Appel erlaubte einen Blick „Behind the Scenes: Garten-Influencerin plaudert aus dem digitalen Nähkästchen“. Sie führte aus, wie wichtig es ist, die Community einzubinden – besonders bei der Entwicklung von Produkten. Auch bei ihr zeige sich: Print lebt! Das Anbieten von Online-Informationen in Bezahl-Versionen sei nur ein geringer Umsatzbringer im Vergleich zu „real fassbaren“ Produkten. Auch sei nicht die Erstellung der Inhalte der größte Anteil der Arbeit, sondern die Vermarktung und Öffentlichkeitsarbeit.

Auf die „Aktuellen Trends & Entwicklungen im E-Commerce“ ging Prof. Dr. phil. Julia Dittrich von der Technische Hochschule Rosenheim ein. Sie bestätigte, dass sich Kunden hin zu Online-Käufern entwickelt haben, aber ebenso der stationäre Handel immer bestehen bleiben werde. Es komme auf ein gutes Miteinander an. 50 % der Online-Umsätze laufen über Marktplätze und diese sind weiterhin auf Expansionskurs und dies bei doppelten Wachstumsraten im Vergleich zum sonstigen Onlinehandel. Bei der Stärke und Dominanz von Marktplätzen sei es überraschend, dass keine Baumarktkette einen eigenen Marktplatz betreibe. Dem steht gegenüber, dass Deutschland im Direktvertrieb europaweit führend sei. Im Gartenbau ist aber auch hier noch viel Luft nach oben. Der Fachkräftemangel wird hingegen immer mehr zum Hemmnis im Bereich eCommerce, da über 50 % der existierenden Stellen nicht besetzt werden können. Die Entwicklungen im Onlinehandel befinden sich andauernd im Fluss. Daher solle manch sich beim Thema E-Commerce immer vor Augen führen: Wenn man es nicht selbst macht, wird es jemand anderes machen.

In der Podiumsdiskussion „(Wie) Kann eCommerce ein Erfolgsmodell für den Gartenbau werden?“ diskutierten Nils Neumann, Geschäftsführer Green Solutions Software GmbH; Jochen Saacke, Geschäftsführer Höhenberger Biokiste GmbH und Wolfgang Kiefl, Geschäftsführer Kiefl Gartencenter GmbH unter der Moderation von Prof. Dr. Markus Beinert. Es wurde aufgezeigt, dass sich vor allem gärtnerische Produkte wie Food-Kisten, Frequenzbringer wie Obst und Gemüse oder Dinge, die wöchentlich benötigt werden, gut online vermarkten lassen. Dagegen werde es in der Gartenbau-Branche immer einen stationären Handel geben, dieser lässt sich aber mit Online-Aktivitäten verschmelzen und damit zusätzliche Potentiale heben. Der stationäre Handel lebe auch von der Interaktion online. Hier ist das jeweilige Gesamtpaket für den Erfolg des Gartenbauunternehmens entscheidend.

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